Wer Yoga praktiziert, der wird früher oder später über das Wort Ashtanga stolpern – zumindest für all jene Yogis, die mehr als nur Posen auf einer Matte ausführen. Ashtanga, der achtgliedrige Pfad des Yogas, dient zum Ausgleich und zur Überwindung der Kleshas, die unseren Geist aus der Balance bringen und dadurch für Unruhe und Leid sorgen.
Patanjali
Patanjali, ein Yogi der den Ashtanga, den achtgliedrigen Pfad ins Leben gerufen hat, möchte durch seine Lehre Körper, Geist und Seele in Einklang bringen. Diese 8 Stufen gilt es zu meistern – eine Verbindung zwischen uns und dem Universum. Wer diese 8 Pfade meistert, wird laut dieser Lehre Ruhe finden und in Balance mit sich und dem Universum sein. Dieser Weg ist an keine festen Regeln gebunden, sie werden von Mensch zu Mensch anders interpretiert und im Alltag integriert.
In seiner Philosophie – im Yoga Sutra, das 195 Verse=Sutras umfasst, stellt er Empfehlungen für den persönlichen Yoga-Pfad. Die Sutras enthalten Ratschläge sowie Empfehlungen zur bewussteren Wahrnehmung und wie wir unseren Geist von Unbewusstsein befreien können. Sie sollen uns prägen, stärken und uns zu liebevolleren Menschen machen – immer im Einklang mit der Welt und dem Universum. Freiheit, Glück und Bewusstsein sind ein Ziel von diesen Lehrsätzen, die man durch die Sutras und den achtgliedrigen Pfad erreichen kann. Aber hierfür müssen wir die Kleshas überwinden…
Was sind die Kleshas?
Kleshas sind Hindernisse, die uns unbewusst handeln und leben lassen. Patanjali hat 5 Kleshas definiert, die im Sanskrit übersetzt „Schmerz, leidvolle Spannung oder auch Anhaftung“ bedeuten.
5 Kleshas im Yoga Sutra
- avidyā ist die Unwissenheit über das Wesen des Selbst, bzw. die Unkenntnis über die Wirklichkeit jenseits der Illusion.
- asmitā ist das Festhalten an der Idee ein begrenztes, vergängliches und individuelles Wesen zu sein.
- rāga ist das Streben nach schönen Erfahrungen von denen wir annehmen darin echtes Glück zu finden.
- dveṣa ist das Ablehnen von schlechten Erfahrungen in der Annahme, dass sie unser wahres Glück verhindern.
- abhiniveśa ist das Festhalten am Leben und die Angst davor den Körper und diese Welt zu verlassen.
Wenn wir Avidyā überwunden haben, wissen wir dass:
- (asmita) unser Körper, Die Gedanken und Gefühle, Ich als Individuum und die Begrenztheit nur eine Illusion war.
- (raga) nichts in der Welt uns glücklich machen kann, weil das Selbst an sich höchste Glückseligkeit ist.
- (dvesha) es nichts gibt was uns aus der Erfahrung der absoluten Wonne des Selbst holen kann.
- (abhinivesha) im Todesfalle nur die Hülle vom wahren Selbst abfällt und wir in Wahrheit unsterblich sind.
Quelle: Vedanta-Yoga“
Wie überwindet man die 5 Kleshas?
- Durch meditierend reflektieren
- Sich aus den Hindernissen zu lösen
- Mentale Hindernisse erkennen
- Blockaden meiden noch bevor sie entstehen
- Eine höhere Bewussseins-Stufe erlangen
Ashtanga, der achtgliedrige Weg
1. Yamas – der Umgang mit Mensch und Umwelt
2. Niyamas – die persönliche Lebensführung, der Umgang mit sich selbst
3. Asanas – Haltung, der Umgang mit dem eigenen Körper
4. Pranayama – Atmung, die Kontrolle und der Umgang mit dem Atem
5. Pratyahara – Entspannung und der Umgang mit den Sinnen
6. Dharana – Konzentration und der Umgang mit dem Geist
7. Dhyana – Meditation
8. Samadhi – Überbewusstsein und die innere Freiheit
Yamas
In der ersten Disziplin, geht es um Verhaltensregeln, die wir unseren Mitmenschen gegenüber an den Tag legen. Yama wird in 5 Punkten unterteilt: Ahimsa, Satya, Asteya, Brahmacharya und Aparigraha.
Ahimsa
Ahimsa ist Gewaltlosigkeit und Ungerechtigkeit an anderen Lebewesen – ob Mensch oder Tier. Durch Ahimsa sollen wir lernen keine grausamen Worte, Gedanken oder Taten an den Tag zu legen.
Satya
Im zweiten Yama Prinzip Satya widmet man sich der Wahrheit. Wir sollen wahrhaftig, ehrlich, treu und loyal sein – immer die Wahrheit denken, sprechen und tun. Diese Wahrhaftigkeit sollen wir uns selbst gegenüber und auch anderen gegenüber aussprechen. Es bedeutet auch, sich in Demut zu üben – auf und fernab der Matte. In Licht und Wahrheit leben und praktizieren, anstatt in Angst, Stolz und Ehrgeiz.
Asteya
Nicht stehlen oder an uns nehmen, was uns nicht gehört. Hier wird nicht von geistigem und materiellem Eigentum unterschieden. Loslassen vom Haben-Wollen und mehr auf das Universum vertrauen – willens sein, für das eine Wahre alles aufgeben zu wollen.
Brahmacharya
Das vierte Yama Gebot Brahmacharya bedeutet „die Bewegung auf das Wesentliche hin“. Reine Worte, Gedanken und Taten, die uns schützen ein unklares Leben zu führen. Mäßigkeit im Sprechen, Denken und Tun finden – mit dem Universum gehen. Der Kultur des Übergenusses Widerstand leisten und alle Lebensbereiche überprüfen und die Übermäßigkeit entdecken. Wohin fließt meine Energie? Wo lebe ich im Übergenuss? Es geht darum, exzessives Verhalten abzulegen und auf seinem Herzen zu folgen.
Aufhören mit dem, was das Ungleichgewicht herstellt und Glaubensvorstellungen reflektieren, die zu diesem Ungleichgewicht geführt haben.
Aparigraha
Lösen von Besitz – nicht besitzergreifend zu sein oder andere auszunutzen. Hände weg von Dingen, die uns nicht gehören, auch hier gilt das Prinzip nicht ausschließlich für materielle Gegenstände, sondern auch der Umgang mit Mensch und Tier.
Niyamas
Niyama wird wie Yama in mehreren Punkten definiert: Saucha, Santosha, Tapas, Svadhyaya und Ishvara Pranidhana. Patanjali hat diese Gebote erschaffen, um an diesen Aufgaben wachsen zu können – es dreht sich viel um uns selbst – Selbstreflexion.
Saucha
Die erste Regel Saucha steht für Reinheit. Die Sauberkeit und Reinheit, die den Körper betreffen – gepflegt von innen und außen, durch Ernährung, Bewegung, Wasser, Hygiene und einem reinen Geist.
Santosha
Santosha übersetzt Bescheidenheit und Zufriedenheit mit dem was, wir haben, ist das 2 Niyama Prinzip und soll uns zeigen, die „kleinen Dinge“ zu schätzen. Unsere Existenz, die Welt in ihrer Einmaligkeit lernen zu erkennen – dass wir unsere Ansichtsweisen auf das was ist legen und nicht auf die Dinge, die nicht vorhanden sind.
Tapas
Tapas = erhitzen, den Körper von Unreinheit durch Asanas und Prãnãyãma zu reinigen. Beim Praktizieren findet eine Art Detox statt, wo wir über Ausscheidungen den Körper von Schlacken befreien und mehr geistige Klarheit erlangen.
Svadhyaya
Die Reflexion meines Seins, meines Ichs. Wir sollen an uns nahe herangehen, uns selbst reflektieren, erkennen und auch kritisieren können. Wie gehe ich mit derzeitigen Situationen um, wie sieht meine Ansichtsweise aus? Wird durch Beobachtung, durch neue Ansätze mein Geist und meine Betrachtungsweise verändert? Lernen wir aus „Fehlern“ oder machen wir sie erneut?
Ishvara Pranidhana
Das letzte Gebot der Niyamas ist die Hingabe an die Schöpfung. Wir Menschen glauben an etwas – unterschiedliche Gottheiten oder eben an eine Macht, die über uns steht. Wir sollen lernen uns auf bestimmte Sachen zu konzentrieren, uns voll hingeben zu können und Dinge oder Erlebtes loslassen zu können. Im Moment zu bleiben und sich nicht an Dinge anzuheften, die bereits geschehen sind und dadurch tägliche Aufgaben besser meistern zu können.
Asanas
Die Bewegung des Körpers = Asanas, was die meisten unter Yoga verstehen, ist nur ein Teil von Yoga. Asanas dient eigentlich als Vorbereitung zum, „richtigen Sitzen“ in den Meditationssitz. Die Asanas machen uns beweglich, kräftigen uns, verbessern unsere Stabilität und Balance – entspannen uns und auch die Persönlichkeit wird dadurch gestärkt. Es ist wichtig, Körper, Geist und Atem in Balance zu halten – nur so führt man die Asanas auch richtig aus.
Pranayama
Die vierte Disziplin des achtgliedrigen Pfads ist Pranayama und beschäftigt sich mit der Atmung. Bei Pranayama verbinden wir bewusst den Atem und den Geist. Bei diesem Glied soll Prana=Lebensenergie in den Körper geleitet werden, um unseren Geist vom Irdischen zu lösen. Mehr über Pranayama könnt ihr hier nachlesen.
Pratyahara
Die Beherrschung der Sinneswahrnehmung, Pratyahara. Pratayahara bedeutet übersetzt „mich von dem zurückziehen, was mich nährt“ – die Verbindung des Geistes und der Sinne wird bei dieser Disziplin durchtrennt. Unsere Sinne reagieren nicht mehr auf äußere Umstände sowie Reize – dadurch wird unser Geist auch nicht mehr von der Außenwelt genährt. Wir beschränken uns auf das Innere und schenken uns selbst Aufmerksamkeit.
Dharana
Dharana, das 6. Glied und Vorstufe zur gedankenfreien Meditation. Praktizieren wir Dharana, konzentrieren wir uns auf einen Punkt, eine Sache oder eine Richtung – eine Art Tunnelblick. Der Fokus wird auf eine bestimmte Sache gerichtet und blendet den Rest aus. Das könnte zum Beispiel ein Baum oder ein Vogel sein – die bewusste Verbundenheit mit dem Betrachtungsgegenstand.
Dhyana
Dhyana ist die wahre Meditation. Bei dieser Form soll der Geist völlig zu Ruhe kommen und nicht durch äußere Aktivitäten/Reize abgelenkt werden. Diese Stufe dient als Vorbereitung auf Samadhi – wo wir das Überbewusstsein und inneren Frieden erlangen können.
Samadhi
Samãdhi bringt vollkommene Glückseligkeit. Samadhi bedeutet reines Bewusstsein und die Erkenntnis der Weisheit. Hier wird unser Geist vollständig mit dem Gegenstand der Meditation verbunden – Gegenstand und Geist verschmelzen. Wir werden eins mit dem Universum und legen alle persönlichen Eigenheiten und Eigenschaften ab, was zu innerem Frieden führt.
Durch Yoga konnte ich mehr zu mir selbst finden – auf der Matte und abseits davon. Es erfüllt mich, spendet mir Kraft und Ruhe. Es fasziniert und interessiert mich, auch wenn ich diese Reise erst begonnen habe und mir viele Punkte noch nicht ganz „bewusst“ sind. Diese Reise ist nicht leicht, braucht viel Geduld und Kraft, aber bringt einem näher zu sich selbst – eure Nina.
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